Außernebenwasser 3 (Säß) und Außernebenwasser 2

Quelle: Amt der Vorarlberger Landesregierung - Kultur, Autor: Walser Museum Riezlern

Hirschegg_Aussernebenwasser
Hirschegg_Aussernebenwasser

Beschreibung

Es gibt im Kleinwalsertal kaum ein besseres Beispiel um die frühere Wirtschaftsweise der Walser Bauern nachzuvollziehen. Dafür müssen wir aber den Blick über die Breitach in den Ortsteil Nebenwasser schweifen lassen.

Es gibt im Kleinwalsertal kaum ein besseres Beispiel um die frühere Wirtschaftsweise der Walser Bauern nachzuvollziehen. Dafür müssen wir aber den Blick über die Breitach in den Ortsteil Nebenwasser schweifen lassen. In den meisten Vorarlberger Walser Gemeinden lässt sich eine ursprüngliche Streusiedlung feststellen. Da die Oberflächengestalt der meisten Walser Bergtäler keine geschlossene Dorfanlage zuließ und der spärliche Ertrag der Gebirgsweiden eine große Fläche zur Bewirtschaftung erforderte, lagen die Häuser oft weit voneinander entfernt. Meist wurde das Wohnhaus von den Wirtschaftsgebäuden getrennt und bei den verstreut liegenden Heuwiesen Heubargen errichtet, um sich den weiten Weg zur Einbringung des Heus zu sparen. Neben den Heubargen finden wir auch die sogenannten Futterställe. Zu diesen Futterställen, in denen ebenfalls Heu eingebracht wurde, zogen die Walser mit ihrem Vieh von September bis Dezember, um es zu füttern. Diese Vorgangsweise ist in allen Walsergebieten Graubündens (stella und roba), Liechtensteins (naahifaara) und Vorarlbergs sowie in der Stammheimat im Oberwallis (firefare, robe oder firustella) typisch. Den Großteil des Winters verbleibt das Vieh beim Hausstall. Je nach Höhenlage der Orte nutzen die Walser auch Mai- oder Vorsäße als Vorstufe der Alpweiden.

Der Flurname dieses Hofes wird schon als Säß bezeichnet, was schon eindeutig auf ein Vorsäß hindeutet. Studieren wir allerdings die Steuerverzeichnisse, stellen wir fest, dass der Hof zeitweise auch als Ganzjahressitz genutzt wurde. Dieser Vorsäß-Paarhof stammt aus dem 17. Jahrhundert, besteht aus dem Wohngebäude, dem freistehenden Stall und der Bergstation einer Materialseilbahn. Die talseitige Giebelfront wurde im 19. Jahrhundert verputzt. Der Chronist schrieb darüber: „… ist aber für Holzhäuser gewiß nicht zu empfehlen, denn, wie der Walser selbst spottend sagt, ein solcher Verputz hält gerade hundert Jahre, eins am Haus und neunundneunzig – auf dem Boden!“. Wie dieses Haus beweist, kann es allerdings nicht ganz so schlimm sein.

Das Gehöft war viele Jahre das Vorsäß von einem Hof in Hirschegg-Letze und wurde im 20. Jahrhundert zum Vorsäß des darunter liegenden Hauses Außernebenwasser 2. Mit Blick auf die im Umkreis dieser beiden Höfe verstreuten Ställe und Scheunen kann man die Wirtschaftsweise der Bauern gut nachvollziehen. Seit dem Tod von Erna Senn am 25. April 2017 gehört diese Art der Bewirtschaftung der Vergangenheit an. Hier ein Auszug aus ihrem Lebenslauf:

„Erna Senn wurde am 4. Dezember 1936 in Hirschegg-Nebenwasser als zweites Kind der Eheleute Ludwig und Walburga Senn, geb. Keßler geboren. […] Erna besuchte die Schule in Hirschegg. DerSchulweg war sehr weit und im Winter sicherlich kein Vergnügen. Erna war immer ca. 45 Minuten unterwegs. Nach der Volksschule besuchte sie zunächst zwei Jahre die Berufsschule und dann weitere zwei Jahre die

Haushaltsschule. Als Erna 21 Jahre alt war, verstarb ihre Mutter. So mussten sie und Gusti (ihre Schwester) die Hausarbeit übernehmen. Vater Ludwig war Landwirt, Färster und Jäger. Die Kinder mussten in der Landwirtschaft viel mithelfen, Erna hat einmal gesagt: „Wir hatten damals keinen Fernseher, wir waren aber genau so glücklich und sehr zufrieden.“

Da die Ställe weit auseinander liegen, musste oft ein halbstündiger Fußmarsch bewältigt werden, um das Vieh zu versorgen. In einem schneereichen Winter zerstörte eine Lawine einen Teil des Hauses und einen Stall. Im Jahr 1973 verstarb Ludwig Senn. Erna und Gusti betrieben dann 10 Jahre lang gemeinsam die Landwirtschaft. 1983 heiratete Gusti ihren Erhard und die beiden zogen nach Au im Bregenzerwald. Dann übernahm Erna den Hof bis zu ihrem Tod. Ohne ihre Tiere ging bei Erna gar nichts. Sie hatte früher drei Kühe, 1 Ziege, einen Geißbock und zwei Esel. […] Die Leute sagten immer: „Erna, du wohnst in einem Paradies!“ Allerdings war es mit viel schwerer Arbeit verbunden. Bei Erna wurde die Heuarbeit noch von Hand getätigt. Nur ein Motormäher sorgte für eine Erleichterung. […]

Kontakt

6992 Hirschegg, Österreich
museumguckloch.wordpress.com

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